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Dr. Wolfgang Reinpold auf humanitärer Hernienmission

MILOS: Bauchwandbruch-OP aus Hamburg „vernetzt“ die Welt

Wenn sich Dr. Wolfgang Reinpold auf „Hernienmission“ begibt, geht es längst nicht nur darum, bedürftige Menschen in Not zu versorgen. Ob in Lateinamerika, Asien oder Afrika: Immer stehen auch Schulungen für die Chirurgen vor Ort auf dem Programm. Zuletzt brachte der Chefarzt des Hamburger Hernien Centrums mit der endoskopischen MILOS Technik sein eigenes minimal-invasives OP-Verfahren in die Armenviertel von Rio de Janeiro.

„Wir wollen nicht nur kurzfristig helfen, sondern die Versorgung von Patienten mit Leisten- und Bauchwandbrüchen in den ärmeren Teilen der Welt nachhaltig verbessern“, sagt Dr. Wolfgang Reinpold, der im Juni bereits seine 17. humanitäre Hernienmission durchführte. In den armen Gegenden von Rio de Janeiro operierte er mit einem lokalen Ärzteteam mittellose Patienten und schulte junge Chirurgen. Im Fokus der Hernienmissionen steht immer die Lichtenstein-OP. Dabei handelt es sich um eine offene, auch mit begrenzter medizinischer Ausstattung durchführbare, OP zur Behandlung von Leistenbrüchen, die klar die häufigste Form aller Hernien darstellen.

Großes Thema in Rio war aber auch MILOS – ein innovatives endoskopisches OP-Verfahren für Bauchwandbrüche und Rektusdiastasen, das Dr. Reinpold selbst erfunden und mit einem Hamburger Team entwickelt hat. Auch in Brasilien ist die Technik längst angekommen: Dr. Sergio Roll aus Sao Paulo gehört hier jedoch noch zu den wenigen Pionieren. Er unterstützte seinen langjährigen Freund und Kollegen Reinpold bei seiner Mission.

Leistenbruch-OP: Leistenhernien sind besonders weit verbreitet – die offene Lichtenstein-OP daher immer ein Fokus der Hernienmissionen

Hintergrund: MILOS-OP „made in Hamburg“

Was bei Leistenbrüchen möglich und vor allem erfolgreich ist, müsste doch auch bei anderen Hernien wie Nabel- oder Narbenbrüchen machbar sein. Das war Reinpolds Anspruch, als er Anfang der 2000er Jahre zu forschen begann. Sein Ziel: Er wollte eine Bauchwandbruch-OP entwickeln, die nach dem Vorbild der mininal-invasiven Leistenbruch-OP mit kleinsten Schnitten auskommt und gleichzeitig eine Implantation des unverzichtbaren Kunststoffnetzes außerhalb der Bauchhöhle ermöglicht. Der Durchbruch gelang 2009: Das in Hamburg entwickelte endoskopische MILOS-Verfahren (MIni or Less Open Sublay Operation) hat sich seitdem weltweit etabliert. Das Konzept gilt heute als Goldstandard bei Bauchwandbrüchen, da es die Vorteile der zuvor gängigen Techniken vereint und auch bei sehr großen komplizierten Narbenbrüchen angewandt werden kann.

Auch Dr. Sergio Roll, einer der führenden Bauchwandchirurgen des Landes, schwört auf MILOS. Mit der direkt bei Dr. Reinpold erlernten Methode konnte er nicht nur beachtliche OP-Erfolge erzielen, sondern sich auch wissenschaftlich positionieren. So wurde eine MILOS-Publikation von Roll, Reinpold und Kollegen kürzlich von Brasiliens führender chirurgischer Fachzeitschrift „Revista do Colégio Brasileiro de Cirurgiões (RCBC)“ zum Artikel des Jahres 2023 gekürt. „Ich freue mich, dass MILOS weltweit so große Beachtung findet und wir gemeinsam dafür sorgen können, dass auch weniger privilegierte Patienten davon profitieren“, so Reinpold.

Kostenfreie OPs für bedürftige Patienten

Gemeinsam mit Roll operierte Reinpold im Rahmen der letzten Hernienmission mittellose Patienten aus besonders armen Gegenden von Rio de Janeiro – auch mit der MILOS-Technik. Reinpold erzählt von einem Patienten: Der Mann ernährte seine Familie mit dem Verkauf von Gambas an der Copacabana. Aufgrund seines sehr großen fortgeschrittenen Narbenbruchs konnte er seiner Arbeit jedoch schon länger nicht mehr nachgehen – das gesamte Einkommen der Familie blieb aus. Dr. Reinpold erklärt: „Gerade Narbenbrüche können schnell riesige Ausmaße annehmen und starke Beschwerden verursachen, darunter vor allem Schmerzen und Verdauungsprobleme. Um solche Komplikationen und schlimmstenfalls eine lebensbedrohliche Einklemmung zu vermeiden, muss rechtzeitig operiert werden.“

Problematisch für Patienten wie den Strandverkäufer: Lange Wartezeiten auf OP-Termine zählen zu den größten Schwachstellen des öffentlichen Gesundheitssystems in Brasilien.

Reinpold: „Hernienpatienten werden häufig erst operiert, wenn eine Einklemmung und damit ein absoluter Notfall vorliegt – und dann oft im Rahmen einer großen, belastenden Not-OP. Selten werden dabei Kunststoffnetze verwendet, sodass es in sehr vielen Fällen zu Wiederholungsbrüchen und langfristigen Beeinträchtigungen kommt.“

MILOS: Fünf-Jahres-Ergebnisse bestätigen äußerst geringes Komplikationsrisiko

Der Gambas-Händler hat nach der MILOS-OP jedoch sehr gute Perspektiven auf eine dauerhafte Heilung: Das Verfahren ist zwar noch vergleichsweise jung, 2023 wurden aber die ersten fünf-Jahres-Ergebnisse veröffentlich. Diese haben gezeigt, dass MILOS auch auf lange Sicht mit signifikant weniger Komplikationen, chronischen Schmerzen und Wiederholungsbrüchen verbunden ist als bisherige Verfahren.

Reinpold und sein brasilianischer Fachkollege Roll wollen weiter daran arbeiten, dass die innovative Technik auch immer mehr ärmeren Patienten zu Gute kommt. Für 2024 ist eine weitere Hernienmission in dem lateinamerikanischen Land geplant. „Weltweit erleiden rund ein Viertel aller Männer und drei Prozent der Frauen einen Leistenbruch. Dazu kommen eine hohe Zahl weiterer Bauchwandbrüche. Ein Beispiel ist der Narbenbruch, eine Komplikation nach rund 20% aller Bauch-Operationen“, erklärt Dr. Reinpold. „Natürlich können wir in ein paar Tagen nur wenigen Betroffenen helfen. Aber wenn wir dranbleiben, unser Wissen und unsere Erfahrungen teilen, können immer mehr Hernienpatienten geheilt und dramatische Krankheitsverläufe vermieden werden.“

Nachhaltige Hilfe: Junge brasilianische Chirurginnen und Chirurgen lernten von Reinpold und einem internationalen Experten-Team.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Behandlungsprozess im Hamburger Hernien Centrum

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